Gudrun Wilhelm und die Initiative Sicherer Landkreis luden zur Präventionsveranstaltung nach Kirchberg

Allein im März hatte es fast wöchentlich in der Zeitung gestanden – Telefonbetrüger haben versucht, ältere Bürgerinnen und Bürger mit Schockanrufen um ihr Erspartes zu bringen. In einem Fall waren sogar 88.000 Euro an die Betrüger übergeben worden.

Bereits seit vielen Jahren informieren Polizei und andere Akteure der Kriminalprävention, wie beispielsweise die Initiative Sicherer Landkreis (ISL), über die Möglichkeiten, sich vor Straftaten zu schützen. Dabei wurden insbesondere im Bereich der Verhaltensprävention gute Erfahrungen gemacht, etwa mit dem Gedächtnistraining nach dem Gütersloher Modell.

So fand kürzlich in Kirchberg an der Murr in Kooperation mit dem Verein Politik mit Frauen, vertreten durch Ehrenpräsidentin Gudrun Senta Wilhelm und Präsidentin Anette Groschupp, eine Präventionsveranstaltung des ISL statt, um Seniorinnen und Senioren einerseits die perfiden Betrugsmethoden vor Augen zu führen und zudem mithilfe des Handbuchs „Gedächtnistraining zur Kriminalprävention“ nach dem Güterloher Modell Gedächtnistrainingsübungen durchzuführen, und dadurch für die Gefahrensituation zu sensibilisieren.

„Mich regt es jeden Tag auf, wenn ich in der Zeitung lese, dass wieder jemand auf einen Trickbetrüger reingefallen ist“, so Organisatorin Gudrun Senta Wilhelm bei der Begrüßung der über 60 Interessierten. Auch Bürgermeister Frank Hornek gab sich die Ehre. ISL-Präsidiumsmitglied Leo Keidel stellte das Programm der Initiative, die seit 26 Jahren im Rems-Murr-Kreis aktiv ist, vor und warnte, dass es eine große Bandbreite an Telefonbetrügern gebe, etwa angebliche Mitarbeiter von Microsoft, falsche Polizeibeamte oder Enkel. „Die Täter sind leider gut geschult“, mahnte er.

In einem kurzen Ein-Mann-Theaterstück präsentierte sich Kriminalhauptkommissar Paul Mejzlik als Täter auf der Suche nach möglichen Opfern. Die sich beispielsweise einfach durch Veröffentlichungen im örtlichen Mitteilungsblatt oder in der Tagespresse in der Rubrik „Jubilare“ gut identifizieren lassen. Das Publikum wurde dabei miteinbezogen. Als Tante beispielsweise, die sich allerdings standhaft weigerte, Informationen über Geld und Schmuck herauszugeben und sogar eine schlagfertige Antwort gab: „Meine Bank hat heute geschlossen. Rufen Sie morgen wieder an!“, was denn auch von den Zuschauern mit Applaus und Gelächter belohnt wurde.

Anschließend klärte Polizeioberkommissarin Nicole Böttcher über die Gesprächstaktiken auf, die schlussendlich dazu führen können, dass man unbewusst wertvolle Informationen über sich und sein Vermögen preisgibt. „Die Opfer werden am Telefon sehr verunsichert.“ Zwar gelingt der Betrug in 96% der Fälle nicht, doch allein in Baden-Württemberg sei durch erfolgreiche Trickanrufe ein Schaden von 15 bis 20 Millionen Euro angerichtet worden.

Auch wenn es Überwindung koste, da man nicht unhöflich erscheinen wolle: „Sie dürfen auch auflegen“, betonte Böttcher und riet zudem: „Holen Sie sich Unterstützung. Informieren Sie die Polizei unter 110 über den versuchten Betrug.“

Ein wichtiger Hinweis, dass es sich um einen Betrug handeln könne, sei die Erwähnung einer Kaution: „Bei der Polizei fließt kein Bargeld!“ Und wenn die Polizei wirklich etwas von jemanden wolle, dann komme sie persönlich vorbei, ganz offiziell in Uniform.

Sollte das Telefon nur kurz klingeln bei fremder Nummer, sei ebenso Vorsicht angebracht. Auch hierbei könne es sich um Betrüger handeln, die auf einen Rückruf spekulieren und so in eine Abofalle locken können. Zudem empfiehlt die Beamtin, sich nicht mit dem Wort „Ja“ zu melden, sondern „Hallo“ oder den Namen zu verwenden, um nicht in eine Telefonfalle zu geraten.

Die Zuschauer nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen oder auch von eigenen Erfahrungen zu berichten. Anschließend stellte Polizeioberkommissarin Michaela Kreß die Broschüre des Gütersloher Modells vor und warb dafür, diese aktiv zu nutzen und die Informationen und Übungen auch weiterzutragen. Die Übungen sollen dazu dienen, mögliche Betrugssituationen erkennen zu lernen und sich auch zu wappnen, um angemessen reagieren zu können. So las Kreß eine kurze Geschichte über einen versuchten Enkeltrick vor, bei der Gesten oder Handlungen zu bestimmten Begriffen ausgeübt wurden. Durch die Verknüpfung zwischen Bewegung und Hören sollen diese Begriffe besser im Gedächtnis bleiben.

Aufgelockert wurde der ausgesprochen interessante Vortrag durch die Band SilverBlue mit Paul Mejzlik und Nadja Elmorshidy. Die Bewirtung übernahmen Mitglieder des EC Kirchberg.

Text: Simone Schneider-Seebeck

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